Katastrophenmanagement
Syn. Risikomanagement; das systematische Management von Verwaltungsentscheidungen, Organisation, operationellen Kompetenzen und Fähigkeiten, um politische Prozesse, Strategien und Bewältigungskapazitäten einer Gesellschaft oder Gemeinschaft zu implementieren, um die Auswirkungen von Naturgefahren und ähnlichen Umwelt- und technologischen Katastrophen zu verringern. Dies beinhaltet alle Arten von Aktivitäten, einschließlich technischer und nichttechnischer Maßnahmen, um negative Effekte von Gefahren zu vermeiden (Vorbeugung) oder zu begrenzen (Schadenminderung und Vorbereitung auf den Katastrophenfall). Wichtiger Bestandteil sind Frühwarnsysteme und ausgearbeitete Katastrophenpläne für Entscheidungsträger und die Bevölkerung.
Eine besondere Stellung beim Katastrophenmanagement haben Fernerkundungsverfahren und die daraus abgeleiteten Geodaten. Deren Möglichkeiten, die von der Vorhersage etwa von Niederschlägen mit Satellitenbeobachtungen oder Radar bis zur Verwendung von GPS zur Lokalisierung von Einsatzfahrzeugen bei der Katastrophenhilfe reichen, werden heute intensiv erforscht und zur Einsatzfähigkeit entwickelt. So können Satellitenbilder nicht nur zur Erkundung schwer zugänglicher Gebiete dienen, sondern sie bieten darüber hinaus zahlreiche Einsatzmöglichkeiten direkt bei Eintritt einer Katastrophe. Für die Rettungskräfte tragen sie bei zu besserer Prävention und lageangepasster Einsatzvorbereitung, zu umfassender Lage- und Gefährdungsbeurteilung und zur Verbesserung der lageangepassten Einsatzdurchführung.
Die folgende Tabelle listet Einsatzmöglichkeiten von Fernerkundungstechniken im Katastrophenmanagement auf. Manche dieser Möglichkeiten sind derzeit noch nicht bis zur Einsatzreife entwickelt. Z.B. können Satellitenbilder üblicherweise noch nicht in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden. Andererseits bieten Technologien wie GIS und GPS, vor allem in ihrer Kombination, neue Möglichkeiten zur Verbesserung des Einsatzes von Hilfsfahrzeugen.
Katastrophenursache | ermittelbare Parameter | Sensoren/Satelliten |
---|---|---|
Erdbeben | Topographie digitale Höhenmodelle Zustandsveränderungen (Interferometrie) | SPOT Landsat TM ERS-1/-2 Radarsat |
Dürre | Niederschlag Vegetationsindex Vegetationszustand Bodenfeuchte | NOAA-AVHRR SPOT Landsat TM Meteosat, MSG |
Flut (u.a. Hochwasser) | Niederschlag Topographie Wolkenbedeckung Überflutungsflächen Schneebedeckung Bodenfeuchte | NOAA-AVHRR ERS-1/-2 Meteosat, MSG |
Vulkanausbrüche | Deformationen Aufwölbungen Eruptionswolken Oberflächentopographie Hangneigungen | ERS-1/-2 SPOT Landsat TM |
Stürme (Wind, Sandstürme) | Wolkenbedeckung Windfelder Luftdruck Niederschlag | Meteosat, MSG NOAA-AVHRR ERS-1/-2 GOES |
Wildfeuer | Oberflächentemperaturen Vegetationsindex Topographie | NOAA-AVHRR ERS-1/-2 SPOT Landsat TM |
Hangrutschungen | digitale Geländemodelle Bodenfeuchte Niederschlag Zustandsveränderungen | SPOT Landsat TM ERS-1/-2 |
Massenschädlinge | digitale Geländemodelle Vegetationszustände Bodentemperatur Klimafaktoren | NOAA-AVHRR ERS-1/-2 SPOT Landsat TM |
Weitere Informationen:
- Journalistenhandbuch zum Katastrophenmanagement 2002 (DKKV)
- Hilfe aus dem All
- Katastrophenvorsorge - Beiträge der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit (BMZ 2004)
- Preventing and Mitigating Natural Disasters (WMO 2006)
- Risikoanalyse - eine Grundlage der Katastrophenvorsorge (gtz 2004)
- Instrumente und Vorgehensweise bei der Risikoanalyse (gtz 2004)
- Fernerkundung und Geographische Informationssysteme GIS im Katastrophenmanagement (GTZ)
- Natural Hazards Science Strategy - Public Review Release (USGS)
- Satellite Earth Observation for Disaster Risk Management (The Earth Observation Handbook Rio+20)
- GLOSSAR (dt./e.) - Begriffe und Definitionen aus den Risikowissenschaften (CEDIM 2005)
- s. Linkliste unter Katastrophenmonitoring
- Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (DLR)
- Terminology on Disaster Risk Reduction (UNISDR 2009)