Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Ölpalme

Die Ölpalme (Elaeis guineensis) gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Palmenarten. Ursprünglich in den Regenwäldern Westafrikas beheimatet, wird sie inzwischen auch im tropischen Amerika und insbesondere in Südostasien kultiviert. Zum Wachsen braucht die Ölpalme viel Licht, eine durchschnittliche Lufttemperatur von 26°C, genügend Wasser und gute, lockere Erde. Ölpalmen können etwa 120 Jahre alt werden. In den Plantagen ersetzt man sie meist nach 25 bis 30 Jahren, weil ihr Ertrag nachlässt. Die bis zu 30 Meter hohe Palme trägt erstmals nach drei Jahren Früchte und produziert dann jährlich etwa 15 Fruchtstände mit einem Gewicht von bis zu 50 kg. Die Palme trägt 3000 bis 6000 Einzelfrüchte. Die einzelne Frucht der Ölpalme ist länglich und etwa so groß wie eine Zwetschge. Das weiche, faserige Fruchtfleisch ist bis zu zehn Millimetern dick und gelb. In der Mitte der Frucht, befindet sich der Stein. Aus dem Fruchtfleisch wird das orangerote Rohpalmöl gepresst. Aus den Samen wird das festere und farblose Palmkernöl gewonnen. Der Palmkernschrot geht in die Futtermittelindustrie. Palmkernschalen werden thermisch verwertet.

Auf jedem Hektar einer Ölpalmenplantage können im Durchschnitt 10 Tonnen Früchte pro Jahr geerntet werden, die 4.000 kg Palmöl ergeben und 750 kg Palmkerne.

Die Früchte sind schnell verderblich und müssen daher sofort nach der Ernte verarbeitet werden. Dabei werden die Fruchtstände mit Wasserdampf behandelt, um ein fettspaltendes Enzym zu zerstören. Anschließend werden die Früchte gequetscht und die Steinkerne abgetrennt. Die harte Schale wird geknackt und die Samen werden getrocknet. Das durch einen hohen Carotingehalt orangefarbige Fruchtfleisch liefert das Palmöl, der Samen das Palmkernöl.

In den 1990er Jahren wurde Palmöl hauptsächlich noch von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie abgenommen, wo es bis heute ein wichtiger Grundstoff für Margarine, Frittierfett, Schokolade, Tiefkühlpizza, Waschmittel und Kosmetikprodukte ist.

Doch seit dem Boom der Agrartreibstoffe ist die Nachfrage nach Palmöl regelrecht explodiert. Innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelte sich der Palmölverbrauch weltweit auf 30 Millionen Tonnen. Palmöl fließt immer öfter in unsere Autotanks und beschleunigt dadurch die Zerstörung der tropischen Regenwälder; zusätzlich wird der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß massiv erhöht.

Indonesien und Malaysia beherrschen mit einer Jahresproduktion von 26,9 Millionen Tonnen, bzw. 18,7 Millionen Tonnen (2012, FAOSTAT 2013) den Palmöl-Markt. Palmöl ist vor Sojaöl das mengenmäßig am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt.

Die Schaffung neuer Ölpalmenplantagen und die Plantagenwirtschaft stehen international sowohl bei Umweltschutzorganisationen als auch politisch in der Kritik. Nur selten werden ehemalige Ackerflächen zu Ölpalmenplantagen umgenutzt, vielmehr werden dazu meist große Flächen mit artenreichen Regenwäldern abgeholzt. Kritisiert wird auch, dass die Ölpalmenplantagen gegenwärtig in ökologisch nicht-nachhaltiger Weise betrieben werden. Mit der Produktion von Palmöl verbunden seien Vernichtung von Regenwald und Torfflächen, starker Einsatz von Agrarchemikalien mit entsprechender Belastung von Grundwasser und Oberflächengewässern, Vertreibung der Bevölkerung, sowie das Ende der Menschenaffen Asiens, der Orang-Utans.

junge_alte_oelpalmen oelpalmenplantage_rodungsflaeche ernte_oelpalmen

Ölbaum-Plantage in Torfgebiet mit jungem
und altem Bestand

Typisch die bei Torfuntergrund wg. Bodensenkung und wg. der geringen Tragekapazität von Torf allmählich umfallenden älteren Bäume

Quelle: IMCG Bulletin: September 2014

Ölpalmen, die Torfmoorwald ersetzt haben; nahe Subang Jaya Peninsular, Malaysia, Feb. 2004

 

Quelle: © Marcel Silvius, Wetlands International

 


Geerntete Früchte von Ölpalmen in der Provinz Jambi, Sumatra

Die Plantage ist in einem tiefgründigen Torfmoor (>8 m) angelegt; im Hintergrund Rauchschwaden weiterer Rodungen.

Quelle: © Marcel Silvius, Wetlands International

Während für Palmöl und andere biogene Energieträger ein in der deutschen Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung seit 2007 gesetzlich vorgeschriebenes Zertifizierungssystem die ökologische und soziale Nachhaltigkeit des Anbaus in Zukunft gewährleisten und damit ungewollte Auswirkungen wie Urwaldrodung und Menschenrechtsverletzungen verhindern soll, wird die Produktion der anderen Palmölprodukte wie Kosmetika und Margarine weiterhin keinerlei Nachhaltigkeitskriterien unterworfen sein.
Der im Jahr 2003 auf Initiative des WWF gegründete Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil, RSPO) versucht als zentrale Organisation nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschädigung zu begrenzen. Zu den rund 250 Mitgliedern des Roundtable gehören neben einigen Umweltschutzverbänden und anderen NGOs vor allem Firmen und Institutionen aus der Wertschöpfungskette des Palmöls, darunter Plantagenbetreiber, Händler und industrielle Abnehmer von Palmöl, aber auch Investoren und Banken. Im Mai 2008 kündigte der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) an, dass die Zertifizierung von nachhaltig produziertem Palmöl auf der Basis der Richtlinien des RSPO noch im selben Jahr realisiert werde. Auch die Vereinigung der indonesischen Palmölhersteller GAPKI (Gabungan Pengusaha Kelapa Sawit Indonesia) räumt mittlerweile Versäumnisse ein und kündigt an, dass in Zukunft darauf geachtet wird, dass ausschließlich Brachland für die Neuanlage von Ölpalmenplantagen verwendet werden soll.
Allerdings bezeichnet ein Teil der Umweltverbände auch die von der RSPO entwickelten Anbauformen als umweltzerstörend mit der Begründung, dass der Palmölanbau in großen Monokulturen grundsätzlich nicht nachhaltig sein könne und der RSPO der Industrie nur zum Greenwashing diene. Im Oktober 2008 verabschiedeten rund 250 Umwelt- und Sozialgruppen, darunter 20 aus den deutschsprachigen Ländern, eine entsprechende Erklärung. Im November 2008 nannte Greenpeace den RSPO „wenig mehr als Greenwash“.
Auch Bio-Palmöl soll in Anbau und Herstellung nicht unbedingt nachhaltiger sein, bis auf einen kleinen Teil, der in afrikanischen Kooperativen angebaut wird.

Die größten Palmöl-Produzenten

Im Jahr 2019 haben Indonesien und Malaysia 42,9 Millionen bzw. 19,9 Millionen Tonnen Palmöl produziert, wovon 25,9 Millionen bzw. 14,6 Millionen Tonnen in den Export gingen (FAOSTAT, 2022). Doch Südamerika holt auf. In Kolumbien wird auch schon sehr viel Regenwald für den Anbau von Ölpalmen vernichtet. Im Gegensatz zu Asien sind die Plantagen allerdings nicht so riesig, sondern eher klein bis mittelgroß. Im Jahr 2019 hat Kolumbien 1,5 Millionen Tonnen Palmöl produziert, Thailand im selben Jahr 3,0 Millionen Tonnen. Das sind die vier größten Palmöl-produzierenden Länder der Welt: Indonesien, Malaysia, Thailand und Kolumbien.

Palmöl-Produktion von Indonesien und Malaysia zwischen 1970 und 2019

Palmöl-Produktion von Indonesien und Malaysia zwischen 1970 und 2019


Die Grafik zeigt die Palmöl-Produktion (in Millionen Tonnen) von Indonesien und Malaysia zwischen 1970 und 2019. Die Auswertung erfolgte am 26.04.2022 mit Hilfe der Datenbank der FAO (FAOSTAT).
Quelle: Faszination Regenwald

Mehr und mehr rückt Amazonien in den Blickpunkt der Palmöl-Industrie. Fast die Hälfte Amazoniens ist für den Anbau von Ölpalmen geeignet, womit Brasilien über die größten Landflächen für das Geschäft mit Palmöl verfügt. Der brasilianische Senator Flexa Ribeiro drückt es so aus: „Palmöl ist unser grünes Erdöl“. Land ist billig in Amazonien, billiger als in Südostasien – das weckt die Begehrlichkeiten der Palmöl-Industrie. Von 1999 bis 2019 ist die jährliche Palmöl-Produktion in Brasilien von 92.000 auf 400.560 Tonnen (FAOSTAT, 2022) gestiegen. Brasilien steht schon auf Rang zwölf der Palmöl-produzierenden Länder der Welt.

Die afrikanische Palmöl-Industrie produziert hauptsächlich für den eigenen Verbrauch, es findet nur wenig Export statt. Aber es gibt eine Ausnahme – die Elfenbeinküste hat in den 20 Jahren von 2000 bis 2020 ihre Palmöl-Produktion von 263.213 Tonnen auf 510.000 Tonnen fast verdoppelt (FAOSTAT, 2022).

Große Flächen werden zu Ölpalmenplantagen

In Indonesien und Malaysia ist die Expansion des Palmölanbaus mittlerweile die Hauptursache für die Entwaldung, und durch die Brandrodungen insbesondere von Torfwäldern werden riesige Mengen CO2 freigesetzt. Eine 2006 veröffentlichte Studie der ENGO Wetlands International kommt zu dem Schluss, dass jede auf ehemaligen Torfwaldflächen erzeugte Tonne Palmöl für den Ausstoß von 10 bis 30 Tonnen an CO2 verantwortlich ist. Das meteorologische Zentrum der ASEAN glaubt, dass sich aufgrund der Brandrodungen das Klimaphänomen El Niño verstärke und eine bis zum Oktober verlängerte Trockenzeit für die Region zur Folge habe. Dies würde wiederum die Ausbreitung zukünftiger Waldbrände fördern. Rauchschwaden der Brandrodungen (Tropical Haze) auf Sumatra trüben alljährlich den Himmel über Kuala Lumpur und Singapur, die östlich der Insel liegen. Ankündigungen der ASEAN, eine Nulltoleranzlinie gegenüber Brandrodungen zu verfolgen, wurden bereits 1997 und 1998 gemacht, blieben jedoch ohne Folgen. Politisch einflussreiche Plantagenbesitzer und hohe Palmölpreise sowie die verbreitete Korruption dürften dafür mitverantwortlich sein.

Die Anbaufläche für Ölpalmen in Indonesien wurde in den letzten 20 Jahren regelrecht explodiert und zwar von 20.140 Quadratkilometern im Jahr 2000 auf 149.960 Quadratkilometer im Jahr 2020 (FAOSTAT, 2022) – das ist mehr als das Siebenfache, und die Tendenz ist leider steigend. Anträge für die Umwandlung weiterer 200.000 Quadratkilometer in Ölpalmenplantagen sind bereits gestellt: Diese Fläche entspricht in etwa der Fläche der noch unberührten Regenwälder Indonesiens oder fünfmal der Fläche der Schweiz.

Hingegen hat sich in Malaysia, dem zweitgrößten Palmöl-Produzenten der Welt, die Anbaufläche von Ölpalmen in den vergangenen 20 Jahren von 33.767 Quadratkilometern im Jahr 2000 auf 52.317 Quadratkilometer im Jahr 2020 nicht einmal verdoppelt. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die dominierende Stellung Indonesiens im weltweiten Handel mit Palmöl.

Anbaufläche für Ölpalmen in Indonesien und Malaysia zwischen 1970 und 2020

Anbaufläche für Ölpalmen in Indonesien und Malaysia zwischen 1970 und 2020


Die Grafik zeigt die Anbaufläche (in Quadratkilometern) für Ölpalmen in Indonesien und Malaysia von 1970 bis 2020. Die Auswertung erfolgte am 26.04.2022 mit Hilfe der Datenbank der FAO (FAOSTAT).
Quelle: Faszination Regenwald

Treiber der Palmöl-Nachfrage

Etwa jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl. Es findet sich in Nutella & Co., Tütensuppen, Cremes, Waschmitteln, Lippenstift und Keksen - und natürlich im Biosprit. Weltweit wird der größte Anteil des Palmöls wird in der Lebensmittelindustrie verwendet (ca. 72 %). 

Im Jahr 2020 waren die fünf größten Importnationen Indien, VR China, Pakistan, Niederlande und Spanien. Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist eng mit dem Palmöl-Boom verknüpft, denn das Land benötigt enorm viele Rohstoffe und viel Energie. Doch auch die westlichen Industrienationen brauchen große Mengen Palmöls.

Die EU-Umweltminister haben Anfang März 2007 beschlossen, den Anteil der Agrarkraftstoffe in Benzin und Diesel bis zum Jahr 2020 auf 10% zu erhöhen. Doch unsere heimischen Anbauflächen reichen nicht aus, um diese 10% Agrarkraftstoffe allein aus Rapsöl herzustellen. Deswegen wird Palmöl aus Südost-Asien verwendet. Europa ist durch die Agrartreibstoff-Förderung zu einem großen Importeur für Palmöl geworden. Für die Ölpalmen müssen allerdings riesige Flächen tropischen Regenwalds in Indonesien und Malaysia gerodet werden. Insofern sind Agrartreibstoffe keine umweltfreundliche Alternative.

Hinzu kommt, dass der Palmölschrot (die Schalen der Ölpalmenfrüchte) in den europäischen Massentierhaltungen landet, wo er als Ersatz für das mittlerweile verbotene Tiermehl verwendet wird.

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