Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Garúa

Nässender Nebel bzw. feiner Nieselregen in der Peruwüste, der dort ebenso wie der noch feinere "camanchaca" in Nordchile vornehmlich in den Wintermonaten (Mai bis Oktober) auftritt. Die genetisch identischen Niederschläge treten in einer maximal ein Kilometer mächtigen Nebelbewölkung in Meeresnähe auf und führen zur Ausbildung einer periodischen Nebelwüstenflur, die als "loma" (Lomavegetation) bezeichnet wird. Indem die Nebelfeuchte (Nebelniederschlag) an steilen Hängen konzentrierter als an flachen anliegt, ist die Wirksamkeit der "garúas" auf die Nebelvegetation im ersten Fall größer als im zweiten. Stellenweise erbringen die Nebelniederschläge über 400 mm N/a, wo sich "echte Regen" auf weniger als 10 mm N/a belaufen.

Der Nebel entsteht über dem relativ kühlen Auftriebswasser im Bereich des Humboldtstroms. Der Nebel wird einige Kilometer landeinwärts getrieben und kann dort monatelang verbleiben. Aus diesem Grund bevorzugten die traditionellen Indianer höher gelegene Gebiete, wo es sonnig und trocken ist.

Die in der feuchten Meeresluft gebildeten Wolken sind geschlossenzellige marine Stratocumulus. Abgerundet und in Linien oder Wellen angeordnet, bilden sich Stratocumulus-Wolken relativ tief in der Atmosphäre. Die geschlossenzellige Version solcher Wolken hat in der Regel die Form eines Sechsecks und ist von einem Kanal aus offener Luft umgeben. Geschlossenzellige Wolken bringen typischerweise einen leichten Nieselregen oder auch keinen Regen.

Die Südküste Perus hingegen ist eine Wüste. Es ist eine Landschaft aus Sanddünen, in der die feuchtesten Gebiete durchschnittlich 200 mm Regen pro Jahr bekommen. Die Luft ist trocken, und es haben sich keine Wolken über dem Land gebildet.

Die einzigen Wolken über dem Festland sind vom Ozean her eingedrungen und bedecken die Küstenebene, einschließlich der Stadt Lima. Die Meereswolken sind niedrig, nur ein paar hundert Meter über dem Boden, und sie werden in ihrer Bewegung nach Osten von den Anden aufgehalten. Durch diese Wechselwirkung mit der Topographie zeichnen die Wolken die Umrisse von Flusstälern nach. Niedrige Wolken oder Nebel sind so häufig über der Küste Perus, dass die Einheimischen einen Namen für das Phänomen haben: garúa. Der garúa bringt kaltes, nieseliges Wetter.

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Wolken und Nebel vom Ozean treffen auf Peru

An der Küste Perus treffen ozeanische Wolken in dramatischer Weise auf die Küstenwüste und zeichnen die Topografie des Landesinneren präzise nach. Dieses Bild, das vom MODIS-Instrument auf dem NASA-Satelliten Terra am 28. Mai 2014 aufgenommen wurde, veranschaulicht das Gleichgewicht zwischen den Extremen der Natur: trocken gegenüber nass und hoch gegenüber niedrig.

Quelle und höchstaufgelöste Version: NASA Earth Observatory

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