Korallen
Über 6.000 Arten umfassende Klasse mariner Wirbelloser, von denen viele Vertreter durch ein schützendes Kalk- und Hornskelett gekennzeichnet sind. Dieses Skelett wird ebenfalls als Koralle bezeichnet. Zum Aufbau ihres Kalkskeletts nutzen die Korallen Kalzium und Bikarbonat aus dem Meerwasser und das als Endprodukt der Atmung anfallende Kohlenstoffdioxid.
Die Mehrzahl der Korallen lebt in Kolonien, Riffe bildende Korallen sind aber nur in flachen Meeren anzutreffen. Sie kommen nicht tiefer vor, als das Licht vordringt, denn die symbiotischen, als Zooxanthellen bezeichneten Algen, die in ihren Geweben leben, benötigen das Licht zur Photosynthese, und die Korallen können ohne die Algen nicht existieren. Die Alge liefert der Koralle Kohlenstoff und damit Energie. Die von der Koralle gefangene Nahrung (tierisches Plankton) kann beide Organismen mit Stickstoff und Phosphor versorgen. Auch hinsichtlich der Wassertemperaturen gedeihen Korallen nur in einem eng begrenzten Bereich, nämlich von ca. 18 °C bis 28 °C.
Iridogorgia octocoral bush Quelle: NOAA | Korallenbleichen (Great Barrier Reef) Quelle: NOAA | Renilla Polypen Quelle: SERTC | Aufbau eines Polypen Quelle: NOS |
Korallenriffe erhalten ihre Farbigkeit durch die erwähnten Algen. Längerfristig außergewöhnlich hohe Wassertemperaturen (>29°C) führen zu einem Ausbleichen der Korallen, d.h. die Korallen werden weiß. Man vermutet folgende Zusammenhänge als Ursachen für das Korallenbleichen bzw. -sterben:
- Bei den, z.B. durch ein El Niño-Ereignis erhöhten Wassertemperaturen beschleunigen die symbiontischen Zooxanthellen die photosynthetischen Vorgänge, wodurch im Korallengewebe hohe Konzentrationen von freien Radikalen entstehen, die als Toxine wirken.
- Die gestressten Korallenpolypen stoßen möglicherweise die Zooxanthellen ab, mit der Folge, dass die Koralle ihre Farbe verliert (Ausbleichen).
- Gestresste Korallen geben den Algen weniger Nährstoffe weiter und veranlassen damit die Algen, die Korallen zu verlassen.
- Globale Erwärmung und überhöhte UV-Strahlung durch die Schwächung der Ozonschicht werden als weitere Ursachen für das Ausbleichen der Korallen angeführt.
Verbreitung von Korallenbänken Korallenriffe sind in warmen, flachen und klaren Gewässern der tropischen Ozeane anzutreffen. Unter dem Einfluss von übermäßiger Erwärmung, UV-Strahlung und anderen Stress-Faktoren sind zweigbildende Korallen, wie die Acroporidae (Inlet-Foto), die ersten, die mit Ausbleichen reagieren. Das Ausbleichen geht mit dem Abstoßen von Dinoflagellaten (Zooxanthellen) vom Korallengewebe einher. Zweigbildende Korallen vermögen sich innerhalb von wenigen Jahren zu regenerieren, wohingegen andere Arten (boulder corals) bis zu mehreren 100 Jahren benötigen, um die ursprüngliche Größe wiederzuerlangen. Quelle: Universität Salzburg |
Ausgeblichene Korallen regenerieren sich nur sehr schwer (s. NOAA OSPO Coral Bleaching Products).
Die Gefahr für die Korallenriffe besteht nicht nur im Ausbleichen, sondern auch in einem Nährstoffmangel, der unter El Niño-Bedingungen ja auch die Fischwelt befällt. Zudem nehmen die Hauptfeinde der jungen Korallen überhand - Meeresschnecken und Seeigel-, da das warme Wasser auch die Krustentiere dezimiert, die sich von ihnen ernähren. Unter El Niño-Bedingungen gilt als gravierendste Ursache für das Korallensterben die Wassertrübung durch die erdreichen Ausschwemmungen bei den Platzregen entlang der Küsten- und Inselränder, denn sie reduziert die Sonneneinstrahlung im Wasser ganz erheblich. Die Zerstörung von Korallenkolonien durch den El Niño von 1982/83 auf den Galápagos-Inseln wurde auf fast 95 % und an der Pazifikküste von Costa Rica, Panama, Kolumbien und Ecuador auf 70 % bis 95 % geschätzt.
Weitere Informationen:
- Climatological Context for Large-Scale Coral Bleaching Observed Since 1979 (Clivar-Poster der NOAA)
- The State of Coral Reef Ecosystems of the United States and Pacific Freely Associated States: 2008 (NOAA und internationale Partner)
- Understanding the Threats of Ocean Acidification to Coral Reefs (Edmunds, Peter J. / Carpenter, Robert C. / Comeau, Steeve, 2013, o.a.)
- Remote Sensing of Coral Reefs (umfangreiches Karten- und Bildmaterial der NASA auf neuer Webseite)
- Korallen-Tutorial des National Ocean Service der NOAA
- The Coral Kingdom (NOAA Photo Library)
- Warm Seas Lead to Extensive Coral Bleaching (NASA Earth Observatory, 19.5.2016)