Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Monsun

Monsune sind tropische Winde, die ihre Richtung jahreszeitlich um wenigstens 120° ändern. Sie überlagern die meridionale tropische Zirkulation der Hadley-Zelle und sind abhängig von der Wanderung der Innertropischen Konvergenzzone (ITK) mit dem Sonnenhöchststand und die dadurch verursachte unterschiedliche Erwärmung von Meer und den tropischen und subtropischen Landmassen. Insofern kann man die Monsune grob vereinfacht auch als gigantische Land-Seewind-Zirkulation auffassen.

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Oben: Die Monsunregionen nach der Definition von Ramage (1971)

Unten: Globale tropische Monsunsysteme in der Zeit ihrer Hochphasen


Die klassischen Kriterien für einen Monsun nach der Definition von Ramage (1971) sind:

  • Der vorherrschende Wind dreht sich zwischen Januar und Juli um 120°.
  • Durchschnittliche Häufigkeit des vorherrschenden Windes > 40%
  • Die mittlere Windgeschwindigkeit übersteigt 3 m/s
  • Die Druckmuster erfüllen ein Kriterium der Stetigkeit

Die Monsunregionen, für die diese Kriterien gelten, sind in der linken Abbildung dargestellt. Der indische Monsun entspricht diesen Kriterien. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Monsunregionen ausgedehnt (rechts). Die globalen Monsunsysteme umfassen nun auch Regionen auf dem amerikanischen Kontinent, deren sommerliche Niederschlags- und Windeigenschaften denen des indischen Monsuns ähneln. Wie die linken Felder in der rechten Abbildung zeigen, haben diese Regionen jedoch kein Winteräquivalent und entsprechen daher nicht den klassischen Kriterien für einen Monsun.

Quelle: Introduction to Tropical Meteorology (MetEd / UCAR, kostenfreie Anmeldung erforderlich)

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Seine stärkste Ausprägung und zugleich seinen Wortursprung hat der Begriff Monsun im Raum des Indischen Ozeans, vor allem in Bezug auf den indischen, aber auch auf den nordaustralischen und ostafrikanischen Monsun.

Der Wintermonsun über Indien ist gleichzusetzen mit dem tropischen Nordostpassat, der trockene, kühle Kontinentalluft über den indischen Subkontinent zur ITK führt. Zum Sommer hin wandert die ITK über Indien nach Norden bis zum Himalaya, wodurch der südhemisphärische Südostpassat die Nordhalbkugel erreicht und aufgrund der Rechtsablenkung durch die Corioliskraft auf der N-Halbkugel seine Richtung auf SW ändert. Die ozeanische Herkunft der Luftmassen führt über Indien und auch über SO-Asien zu den lebenswichtigen Monsunniederschlägen. Störungen im System Atmosphäre - Ozean können zu einer Verzögerung oder zu einem Ausbleiben der Niederschläge führen. Zusammenhänge von ENSO-Erscheinungen mit der Ausprägung der Monsune sind wahrscheinlich.

1877 erlebte der indische Subkontinent die schlimmste Hungerkatastrophe seiner Geschichte als Folge ausgebliebener Monsunregen. Um die Niederschlags-Schwankungen besser verstehen und deren Folge abmildern zu können, richtete die britische Kolonialverwaltung ein Observatorium ein. 1904 wurde Sir Gilbert Walker zu dessen Generaldirektor ernannt. Bei der Untersuchung globaler Wetterdaten erkannte er die Southern Oscillation und deren Korrelation mit weltweiten Klimavariationen.

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Korrelation des indischen Monsuns (Balkenlänge, Balkenrichtung)
mit ENSO (Balkenfarbe)

Das Diagramm korreliert die Intensität der Niederschläge über Indien mit Warm- und Kaltphasen des ENSO-Zyklus. Die Länge der Balken gibt die relative Stärke der indischen Monsun-Niederschläge wider: Positive Werte bedeuten mehr Niederschlag als normal, die negativen Werte stehen für Dürren.
Die Farben stehen für die Intensität von ENSO-Erscheinungen für die Zeit von Oktober bis Januar des betreffenden Jahrs: Rot ist ein El Niño-Ereignis, blau ein La Niña-Ereignis, der weißliche Farbton repräsentiert normale Meeresoberflächentemperaturen im östlichen bis zentralen äquatorialen Pazifik (NINO3-Region).
Es wird deutlich, dass die meisten Dürren während Warmphasen auftreten und selten während La Niña-Ereignissen. Umgekehrt kommt es während La Niña-Ereignissen zu überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen.

Quelle: IRI

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