Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Tornado

Ein Tornado ist eine Luftsäule mit Bodenkontakt, die um eine mehr oder weniger senkrecht orientierte Achse rotiert und sich unter konvektiver Bewölkung (Cumulus und Cumulonimbus) befindet.

Für den Begriff "Tornado" existieren auch andere Bezeichnungen: "Großtrombe", "Windhose" (Tornado über Land), "Wasserhose" (Tornado über Meer oder großen Binnenseen) bzw. "Twister" (Tornadobezeichnung im englischen Sprachraum).

Ein Tornado kann entstehen, wenn starke Temperaturgegensätze herrschen und Luft aufsteigt bzw. gehoben wird. Durch frei werdende Kondensationswärme und starke vertikale Windscherung (Zunahme der Windgeschwindigkeit und ggf. zusätzlich Änderung der Windrichtung mit der Höhe) wird dabei ein rotierender Aufwindschlauch erzeugt. Dieser kann einen Durchmesser bis über einen Kilometer erreichen, wobei Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auftreten können.

Ein Tornado verwüstet längs seiner Zugbahn einen Streifen von einigen hundert Metern Breite (Asgardsweg). Die Stärke der Tornados wird anhand der Fujita-Skala (F-Scale) festgelegt. Die stärkste bisher beobachtete Tornadoklasse (F5) mit Windgeschwindigkeiten von etwas über 500 km/h trat zum Glück bisher recht selten auf (nur 1 % aller Fälle). Die gültige Fujita-Skala umfasst 13 Stufen, von F0 bis F12, wobei F6 bis F12 nur theoretische Werte sind. Die Klasse F0 wurde zusätzlich eingeführt, um auch schwächere Tornados unterhalb von 117 km/h zu klassifizieren.

Verheerende Tornados (F4/F5) entstehen meist im Zusammenhang mit so genannten Superzellen.

Das durch Tornados am meisten bekannt gewordene Gebiet ist die sogenannte Tornado-Alley im Mittleren Westen der USA. Dort trifft häufig trocken-kalte Luft aus dem Norden mit feucht-warmer Luft aus der Region des Golfes von Mexiko zusammen. In Mitteleuropa sind solch extreme Luftmassenunterschiede seltener. Deswegen treten hier auch deutlich weniger Tornados auf als in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Einfluss von ENSO auf die Bildung von Tornados in den USA wird seit Längerem mit unterschiedlichen Aussagen diskutiert. Eine Studie von 2015 scheint zu belegen, dass unter El Niño-Bedingungen die Tornadoneigung im südlichen Mittleren Westen geringer ist als im Durchschnitt, umgekehrt bei La Niña-Bedingungen.

Häufigkeit von Tornados und Hagel in Verbindung mit El Niño und La Niña

Häufigkeit von Tornados und Hagel in Verbindung mit El Niño und La Niña

Wenn sich ENSO in einer warmen oder El Niño-Phase befindet (oben), geht die Häufigkeit von Tornados zurück. In einer kühlen oder La-Niña-Phase (unten) nehmen Tornados zu (gekennzeichnet durch rote Bereiche). Der Effekt ist im umrahmten Bereich am stärksten.

Agenturen wie die NOAA und ihre Pendants auf der ganzen Welt überwachen ständig die Bedingungen im Pazifik, um ein sich entwickelndes El Niño- oder La Niña-Ereignis zu erkennen, so dass es laut den Autoren nicht allzu schwierig wäre, eine Warnung vor Tornados oder Hagel auf der Grundlage des ENSO-Zustands herauszugeben.

Sie weisen jedoch auf einige Vorbehalte hin. Erstens ist ENSO nicht der einzige Treiber von schweren Stürmen. "Jede Art von extremem Wetter wird höchstens lose durch kohärente, vorhersagbare Klimaphänomene wie ENSO gesteuert, und Tornados sind keine Ausnahme", sagte Co-Autor Adam Sobel, der auch an der Columbia-Ingenieurschule sowie am Lamont-Doherty Earth Observatory tätig ist. Zweitens zeigt die aktuelle Studie eine robuste Korrelation nur in den südlichen Staaten, wo das ENSO-Signal besonders deutlich ist. "Ein großer Teil der jährlichen Variabilität ist praktisch zufällig und unvorhersehbar", sagte Sobel, der auch eine neue Initiative der Columbia University zu Extremwetter und Klima leitet.

Quelle: IRI

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