Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

tropischer Regenwald

Tropische Regenwälder sind Regenwälder, die in Gebieten mit tropischem Regenwaldklima vorkommen, in denen es keine Trockenzeit gibt - alle Monate haben eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von mindestens 60 mm - und die auch als äquatorialer immergrüner Tieflandregenwald bezeichnet werden können. Echte Regenwälder findet man normalerweise zwischen 10 Grad nördlich und südlich des Äquators.

Überblick

Die monatlichen Durchschnittstemperaturen liegen in allen Monaten des Jahres über 18 °C. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt nicht weniger als 1.680 mm und kann 10 m überschreiten, obwohl sie normalerweise zwischen 1.750 mm und 3.000 mm liegt. Diese hohen Niederschlagsmengen führen häufig zu schlechten Böden, da lösliche Nährstoffe im Boden ausgelaugt werden.

Tropische Regenwälder zeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Etwa 40 % bis 75 % aller biotischen Arten sind in den Regenwäldern beheimatet. Regenwälder beherbergen die Hälfte aller lebenden Tier- und Pflanzenarten der Erde. Zwei Drittel aller blühenden Pflanzen sind in Regenwäldern zu finden. Auf einem einzigen Hektar Regenwald können 42.000 verschiedene Insektenarten, bis zu 807 Bäume mit 313 Arten und 1.500 Arten höherer Pflanzen vorkommen. Tropische Regenwälder werden als die "größte Apotheke der Welt" bezeichnet, da mehr als ein Viertel der natürlichen Arzneimittel in ihnen entdeckt wurden. Es ist wahrscheinlich, dass es in den tropischen Regenwäldern noch viele Millionen Arten von Pflanzen, Insekten und Mikroorganismen gibt, die noch unentdeckt sind.

Tropische Regenwälder gehören zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt, da sie durch menschliche Aktivitäten in großem Umfang zerstückelt werden. Die durch geologische Prozesse wie Vulkanismus und Klimawandel verursachte Fragmentierung von Lebensräumen hat in der Vergangenheit stattgefunden und wurde als wichtiger Faktor für die Artenbildung identifiziert. Es wird jedoch vermutet, dass die rasche Zerstörung von Lebensräumen durch den Menschen eine der Hauptursachen für das Aussterben von Arten ist. Die tropischen Regenwälder wurden im 20. Jahrhundert stark abgeholzt und für die Landwirtschaft gerodet, und die Fläche der Regenwälder auf der ganzen Welt schrumpft rapide.

Waldstruktur

Regenwälder sind in verschiedene Schichten oder Stockwerke unterteilt, wobei die Vegetation in einem vertikalen Muster von der Oberseite des Bodens bis zum Kronendach angeordnet ist. Jede Schicht ist eine einzigartige Lebensgemeinschaft mit verschiedenen Pflanzen und Tieren, die an das Leben in der jeweiligen Schicht angepasst sind.

Verbreitung und Zustand

Der tropische Regenwald ist eine äquatoriale Vegetationszone. Sie reicht in ihrer maximalen Ausdehnung einschließlich der ineinander übergehenden subtropischen Regenwälder etwa von 29° nördlicher Breite (Vorketten des Himalaya im nordostindischen Bundesstaat Arunachal Pradesh) bis 37° südlicher Breite (Region Auckland im Norden Neuseelands). Im engeren Sinn reichen die tropischen Regenwälder etwa bis zu den Wendekreisen auf jeweils ca. 23°. Legt man die Effektive Klimaklassifikation nach Köppen/Geiger (Af – Regenklima) zu Grunde, liegen die nördlichsten tropischen Regenwälder bei 19° N in der Karibik und die südlichsten in Madagaskar bei 25° S. Die brasilianischen Atlantikwälder, fast alle Regenwälder Westafrikas sowie die immerfeuchten Wälder Indiens, Myanmars, Thailands und Australiens sind demnach bereits Übergangswälder in andere Waldformen. Die (sub)tropischen Regenwälder gehen polwärts in die Zone der regengrünen Feuchtwälder oder -savannen über.

Tropische Regenwälder stehen in Süd- und Mittelamerika, Afrika (einschließlich Madagaskar), Süd- und Südostasien, Australien sowie Ozeanien beiderseits des Äquators. Schätzungsweise siebzig Länder der Erde verfügen über tropische Regenwälder auf ihrem Staatsgebiet. Brasilien besitzt die größte Fläche Regenwald, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo, Indonesien, Peru und Kolumbien.

Bezogen auf die potentielle natürliche Vegetation sind heute ca. 9 % der irdischen Landoberfläche tropische Regenwälder. Tatsächlich sind am Anfang des 3. Jahrtausends über 30 % der tropischen Regenwälder in einem weitgehend unbeeinflussten natürlichen Zustand. Diese Gebiete sind nahezu unbesiedelt. Weniger als 20 % sind noch naturnah und relativ gering beeinflusst. Diese Flächen sind allerdings zumeist stark fragmentiert und befinden sich durchweg im Wandel (entweder durch eine stetige Überführung in Nutzflächen oder durch Raubbau). Bei 50 % wurde die ursprüngliche Vegetationsdecke intensiv verändert und durch anthropogene Landschaften überprägt. In diesen Gebieten sind naturnahe Regenwald-Landschaften höchstens noch in kleinen Relikten anzutreffen.

Pflanzen- und Tierwelt

Alle tropischen Regenwälder zeichnen sich durch ein extrem hohes Maß an Artenreichtum aus. Etwa 50 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten leben hier – obwohl nur zirka sieben Prozent der Landfläche der Erde mit tropischem Regenwald bedeckt sind. Auf einem Hektar Regenwald stehen bis zu 280 verschiedene Baumarten (in Deutschland gibt es insgesamt gerade einmal 90 verschiedene Baumarten). Die fünf Länder mit den meisten verschiedenen Baumarten besitzen jeweils große Flächen an tropischem Regenwald. Menschen profitieren ganz unmittelbar von der Biodiversität der Regenwälder. Obwohl erst etwa ein Prozent aller Regenwaldpflanzen auf ihre medizinische Verwendbarkeit getestet wurde, entstammen 25 Prozent der Bestandteile unserer Medikamente Regenwaldpflanzen. Und schätzungsweise 80 Prozent der Lebensmittel, die wir essen, kommen ursprünglich aus dem Regenwald, inklusive Schokolade, Kaffee und Tomaten.

Gefährdung

Die drei großen verbliebenen Regenwaldgebiete in Amazonien, Afrika und Südostasien/Neuguinea sind in unterschiedlichem Ausmaß durch verschiedene menschliche Aktivitäten gefährdet. Weltweit ist die Agroindustrie in zunehmendem Ausmaß die wichtigste Ursache, besonders in Südostasien. Jagd auf große Wirbeltiere in zugänglichen Waldgebieten kann große Auswirkungen auf die Ökosysteme haben. Waldbrände, die nach Rodungen von Bauern gelegt werden, sind ein zunehmendes Problem. In einigen Gebieten wird die Abholzung durch Kleinbauern dominiert, die häufig auf den Wegen der Holzfirmen immer tiefer in den Primärwald vordringen. Großflächige, kommerzielle Monokulturen werden zunehmend relevanter, insbesondere für große Viehhaltungsbetriebe oder Futtermittel-Sojaanbau in Südamerika und Palmölplantagen in Südostasien. Politische Instabilität und bewaffnete Konflikte bereiten in einigen Regionen wie Afrika zusätzlich Probleme.

Regenwald und Klimawandel

Angesichts des Klimawandels hat der Schutz der Tropenwälder in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Tropische Wälder spielen im globalen Kohlenstoffkreislauf eine entscheidende Rolle: Weil sie eine sehr hohe Dichte an Bäumen und anderen Pflanzen aufweisen, sind hier besonders große Mengen an Kohlenstoff gebunden. Zum Beispiel bedecken afrikanische Regenwälder etwa 13 Prozent der afrikanischen Landmasse, beherbergen aber rund 90 Prozent des Kohlenstoffs, der in den Ökosystemen des Kontinents gespeichert ist.

Wenn Tropenwald niedergebrannt oder abgeholzt wird, wird der Kohlenstoff freigesetzt und als Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre entlassen. Auf diese Weise trägt der Verlust von Regenwald zu einer Verstärkung des Treibhauseffektes bei. Insgesamt absorbieren die globalen Wälder wesentlich mehr CO2, als sie ausstoßen, sie sind sogenannte Kohlenstoffsenken. Allerdings ist dies nicht in allen Regionen mehr der Fall: Während der Regenwald des Kongobeckens noch eine stabile Kohlenstoffsenke ist, haben sich die tropischen Wälder Südostasiens bereits im Laufe der letzten Jahre aufgrund von Rodungen und Waldbränden zu einer Netto-Quelle von CO2-Emissionen entwickelt. Aktuell befindet sich der größte Regenwald der Erde, der Amazonas, an einem Scheidepunkt. Wenn sich der Verlust an Waldfläche in Südamerika weiter fortsetzt, wird sich auch der Amazonas zu einem Treiber des Klimawandels entwickeln.

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