Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Torfgebiet

Engl. peatland; syn. Torfland(schaft), mit Bezug auf Südostasien wird ‚Torfgebiet‘ definiert als ein Gebiet mit einer Ansammlung von teilweise zersetztem organischen Material mit einem Aschegehalt von bis zu 35 %, einer Torfmächtigkeit von wenigstens 50 cm und einem Gewichtsanteil an organischem Kohlenstoff von mindestens 12 %. Als Torfmächtigkeit (peat thickness or depth) bezeichnet man die vertikale Distanz von der Bodenoberfläche bis zum mineralischen Untergrund unter der Torfschicht.

Torfanreicherung erfolgt nur bei andauernder Vernässung und damit einhergehenden anaeroben Verhältnissen, bei denen der Abbau der akkumulierten organischen Substanz stark gehemmt ist. Gleichzeitig bestehen saure und nährstoffarme Bedingungen. Torfgebiete sind klimarelevante Kohlenstoffspeicher (Senken). Durch Entwaldung oder durch Grundwasserabsenkung (Drainage) degradierte Torfgebiete (degraded peatlands) verlieren diese Funktion und werden im Gegenteil zur Kohlenstoffquelle.

Tropische Torfablagerungen werden gebildet durch einen kontinuierlichen und umfangreichen Eintrag von Bestandesabfall immergrüner Bäume in den saisonal wassergesättigten Torfkörper. Die Eintragsraten an Kohlenstoff vermögen die durch Zersetzung bedingten Verluste auszugleichen.

Tropische Torfgebiete gibt es auf dem Festland Ostasiens, in Südostasien, in der Karibik, Mittel- und Südamerika, sowie im zentralen und südlichen Afrika. Im Gegensatz zu den jüngeren Ablagerungen der gemäßigten und subarktischen Breiten belegt ein 27.000 Jahre altes und 10 m mächtiges Torflager im Einzugsgebiet des Flusses Sebangau (zentrales Kalimantan), dass tropische Torfgebiete schon vor dem Maximum der letzten Kaltzeit (26.500 - 19.000 v. h.) Teil des globalen Kohlenstoffkreislaufes waren. Allerdings sind nicht alle tropischen Torfgebiete so alt.

Den größten Anteil tropischer Torfgebiete besitzt Südostasien, wo Tiefland-Torfgebiete eine Fläche von 0,248 Mio. km² bedecken. Dies entspricht 56 % der gesamten Torfflächen in den Tropen und 6 % der weltweiten Torfflächen. Sowohl die auf den Torfflächen befindliche Vegetation, vor allem aber der tiefreichende Torf stellen zusammen einen hoch konzentrierten und leicht verfügbaren Kohlenstoffvorrat von globaler Bedeutung dar. Indonesien ist das Land mit den größten Torfflächen in Südostasien. Sie bedecken über 0,2 Mio. km², vor allem auf Kalimantan, Sumatra und Papua.

Da sich die meisten tropischen Torfgebiete in geringer Höhenlage befinden, oft an Küsten oder in Küstennähe, wo das Bevölkerungswachstum hoch ist, erfahren sie eher Erschließungsmaßnahmen als Torfgebiete in der gemäßigten und borealen Zone. Auch in Südostasien entstanden Torfgebiete zumeist in küstennahen Regionen, vor allem während der vergangenen 6.000 Jahre. Allerdings wurde Torf im Landesinneren von Kalimantan auf über 25.000 Jahre v.h. datiert. Torfgebiete im Tiefland sind mit bis zu 45 m hohen Regenwaldbäumen bestanden, die das Material für den Torf liefern. Sie stellen ein beträchtliches Reservoir an Biodiversität dar, und viele der auf die Sumpfbedingungen spezialisierten Arten sind selten und gefährdet.

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Feuer-Hotspots im Februar 2014 in Torfland und Moratoriumsgebieten

Tropische Regenwälder, einschließlich solcher auf Torf, brennen normalerweise nicht. Waldrodung und Entwässerung erhöhen jedoch die Anfälligkeit der Wälder für Brände, und das Abbrennen wird häufig zur Räumung solcher Gebiete eingesetzt. Während degradierte Tropenwälder und Torfgebiete ihre Kohlenstoffspeicher über Jahrzehnte hinweg freisetzen können, wird durch das Abbrennen Kohlenstoff schnell in die Atmosphäre freigesetzt und die Fähigkeit des Ökosystems, sich zu erholen und wieder mehr Kohlenstoff aufzunehmen, beeinträchtigt. Einmal entwässert, trocknet Torf aus und kann langsam schwelen, während die Vegetation (besonders in degradierten Wäldern) leicht Feuer fängt und sich Brände schnell ausbreiten können. Brände können zufällig entstehen (z. B. durch Blitzschlag oder menschliche Unachtsamkeit), oder sie werden absichtlich gelegt, um Land für den Anbau zu roden oder seine Fruchtbarkeit zu erhöhen.

Ob versehentlich oder absichtlich, Brände auf Torf können leicht außer Kontrolle geraten, besonders in Zeiten von Dürrejahren. Da sich das Feuer tief in den Boden ausbreitet, können solche Brände schwer zu löschen sein und manchmal monatelang brennen. Sie führen zu einer schnellen und massiven Emission von Treibhausgasen sowie zu Smog. Die Torfentwässerung kann die gesamte Landschaft betreffen, nicht nur das Zielgebiet. Greenpeace fordert, dass alle Torfgebiete geschützt werden, egal wie tief sie sind und wo sie sich befinden. In Indonesien ist es illegal, auf Torf in einer Tiefe von mehr als drei Metern zu pflanzen, obwohl das Gesetz häufig missachtet wird. Außerdem reicht es nicht aus, nur den tiefen Torf zu schützen; die Entwicklung von Plantagen am Rande eines Torfdoms, selbst in Gebieten, in denen der Torf nur einen Meter oder weniger tief ist, bedroht das gesamte System. Die Entwässerung, zum Beispiel für Ölpalmenplantagen, führt Wasser aus den angrenzenden Waldgebieten ab, und der allgemeine Grundwasserspiegel beginnt zu sinken.

Im Mai 2011 führte Indonesien ein zweijähriges Moratorium für Genehmigungen von neuen Konzessionen in Primärwäldern und Torfgebieten ein. Während dieses Moratorium ein willkommener Schritt war, schützt es nicht alle Wälder und Torfgebiete. Eine Greenpeace-Analyse zeigt, dass im Februar 2014 mehr als 30 % der Brandherde ausgerechnet auf Flächen entstanden, die durch das Moratorium geschützt werden sollten. Von allen Brandherden auf Moratoriumsland traten fast 80 % auf Torfgebieten auf, trotz des erklärten Ziels des Moratoriums, neue Landrodungen in diesen Gebieten vorübergehend zu stoppen. Quelle: Greenpeace

Alleine Indonesiens Torfgebiete speichern annähernd 60 Gt C, zusätzlich zu dem Kohlenstoff der Wälder (Page/Rieley/Banks, 2011). Dies entspricht dem Sechsfachen des Kohlenstoffs, der jedes Jahr durch fossile Brennstoffe freigesetzt wird. Wenn diese Torfgebiete verschwinden, werden entsprechende Mengen an Kohlenstoff frei und an die Atmosphäre abgegeben. Die Provinz Riau soll nach Schätzungen 40 % von Indonesiens in Torf gespeichertem Kohlenstoff beherbergen, was mehr als dem jährlichen globalen Treibhausgasausstoß entspricht.

Im Gebiet des früheren Mega Rice Projects (MRP) in Zentral-Kalimantan wurden von 2009 - 2014 Untersuchungen zur Quantifizierung des Kohlenstoffverlustes in degradierten Torfgebieten durchgeführt. Es handelt sich bei der vom MRP betroffenen Fläche um ein Torfgebiet von über einer halben Million Hektar, die entwaldet, entwässert und großenteils in den Jahren 1995-97 verbrannt wurden, begleitet von den bekannten Auswirkungen eines Tropical Haze-Ereignisses. Das Gebiet wurde danach weder landwirtschaftlich noch waldbaulich genutzt.

Die Untersuchungen ergaben deutliche Bodensenkungen (Subsidence), wobei durch die stärkere Drainage die höchsten Raten in der Nähe von Kanälen auftraten. In intensiv entwässerten Gebieten wird die Absenkung durch die Oxidation von Torf verursacht und gilt als direktes Maß für den Kohlenstoffverlust. Auch die Absenkung infolge von Feuer und entsprechende Kohlenstoffemissionen sind deutlich nachweisbar.

Ursprüngliches tropisches Torfland in Zentralsumatra, Indonesien1 Entwässertes tropisches Torfland in Zentralsumatra, Indonesien peatlands_3

Ursprüngliches, entwässertes und entwaldetes tropisches Torfland in Zentralsumatra, Indonesien

Photo credits: Kim Worm Sorensen

Quelle: Global Carbon Project

Der Nutzen der Renaturierung von Torfgebieten:

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